Kann ein Hund eine Spinnenphobie bekommen?
Königspudel Einstein spricht aus Erfahrung:
Also ich kenne keinen Hund, der eine Spinnenphobie hat, aber möglich ist alles. Wir unterscheiden uns nicht von Menschen in dieser Hinsicht. Eine Phobie ist die Angst vor der Angst, wobei der Angstauslöser unbegründet ist. Also eigentlich alles nur Theater im Kopf, die Alarmglocken läuten heftig, das Panikorchester spielt in den wildesten Tönen. Wenn du es nicht weitersagst, erzähle ich dir, was mich zum Neurotiker aufstiegen ließ.
Als ich etwa fünf Monate alt war und wir einen Jahrhundertsommer hatten, wollte ich bei schönem Wetter nicht mehr vor die Tür. Je blauer der Himmel war, desto mehr legte ich den Rückwärtsgang ein und verkroch mich im Haus oder zwischen Herrchens Beinen. Die Rute eingeklemmt, bis sie fast wieder vorn am Kopf rauskam. Zittern, Hecheln, überdimensionale Pupillen – Todesangst stand mir ins Gesicht geschrieben. Ich hoffte auf Regen oder dicke Wolken. Kann mal bitte jemand den blauen Himmel wegmachen? Max verstand die Welt nicht mehr.
Eine Tierpsychologin kam ins Haus, die meine „Blauer-Himmel-Phobie“ lösen sollte. Erstaunt stellte sie nach vielen Trainingseinheiten fest, dass mir der blaue Himmel nichts ausmachte, wenn wir nur weit genug wegfuhren.
Dann, an einem besonders schönen Sommertag, begriff Max es endlich. Beim Hinausgehen sprang ich winselnd an ihm hoch. Er folgte meinem Blick nach oben und sah den Heißluftballon. Das war’s – das laute Zischen des Ballons! Es ging nicht um den wolkenlosen Himmel, sondern um den Schrecken, den mir das unbekannte laute Ding einjagte. Wenn ich beim Öffnen der Haustür den blauen Himmel sah, reichte das schon, um bei mir die Angst auszulösen, dass der schrecklich zischende Heißluftballon wieder auftauchen könnte. Ich hatte Angst vor der Angst, die mir der eigentliche Angstauslöser machte.
Nina Sauer ergänzt:
Es gibt Hunde, die haben Angst vor glänzenden Böden, vor Schattenspielen, vor ihrem eigenen Spiegelbild, sogar vor Schmetterlingen. Am häufigsten haben Fellschnauzen jedoch Angst vor Geräuschen. Das hängt damit zusammen, dass sie extrem empfindliche Ohren haben, die Frequenzen bis in den Ultraschallbereich hören. Das macht es für uns Menschen so schwierig, manche Ängste nachzuvollziehen. Wir hören ja nicht, was die Hunde hören.
Episode 116 aus dem Video-Kompaktkurs in Hundepsychologie: „Mensch, frag mich doch einfach“ von Tierpsychologin Nina Sauer: