Labrador-Vizsla Dame Valina erzählt:
Als ich bei Angie eingezogen bin, ist öfter mal etwas vom Tisch gefallen. Für einen verfressenen Labbi-Vizsla wie mich ist jede Zugabe willkommen. Also lag ich ständig unterm Esstisch, sabbernd und in freudiger Erwartung. Manchmal gab es eine Schleckerei, manchmal nicht. Betteln führt nicht immer zum Erfolg, aber meistens konnte Angie meinem verhungerten Blick nicht standhalten. Bis zu dem Tag, an dem es in Angies Lieblingsrestaurant höllisch Ärger gab. Ich lag aufgeregt unterm Tisch und inhalierte all die verschiedenen Düfte. Ein Eldorado, dieses Restaurant. Frauchen war zu beschäftigt mit ihren Freunden. Kein Stück Schweinsbraten, keine Pommes fanden den Weg zu mir. Dann sah ich unter dem Nachbartisch ein kleines Kind, das mit irgendetwas spielte. Was für ein Glück. Eine Brezel. Und da ich mir sicher war, dass dieser kleine Bub seine Brezel mit mir teilen würde, stellte ich mich triefend über ihn und fragte freundlich mit einem Schnauzenstupser nach. Ups, der Junge brüllte los und die Brezel flog über den Boden. Wie nett, ich bekam die ganze Brezel. Ich jagte ihr hinterher, verhedderte mich in der Tischdecke und es flogen Gläser, Teller, Besteck und noch mehr Leckereien auf mich zu. Huch, ganz schön heiß das Zeug.
Für mich gab es erst mal keine Restaurantbesuche mehr. Das Pfeffersteak von der Mutter des Jungen ist mir gar nicht gut bekommen. Zu Hause darf ich nicht mehr unter dem Esstisch liegen und habe Bettelverbot bekommen.

Nina Sauer ergänzt:

Der Hauptrund, warum man Hunden keine Essensreste vom Tisch geben sollte, liegt bei den Gewürzen und unverträglichen Nahrungsmitteln. Viele Gewürze, die für uns das Essen erst so richtig schmackhaft machen, sind für unsere Hunde schlecht verträglich oder giftig. Es kommt natürlich immer auf die Menge und die Konstitution deines Hundes an. Scharfe Gewürze wie Pfeffer, Chili oder Curry können beim Hund Zittern, Erbrechen, Durchfall, Blähungen oder sogar Magenbeschwerden hervorrufen. Zu viel Salz taugt auch nichts. Es schädigt die Nieren. Rosmarin enthält ätherische Öle, die bei Hunden krampffördernd wirken. Muskatnuss kann zu Orientierungslosigkeit bis hin zur Atemlähmung führen. Zudem macht heißes Essen Bauchweh, und es gibt jede Menge Lebensmittel, die für Hunde tabu sind.

Manche Menschen stört auch das Betteln. Wenn Ihr Hund einmal Erfolg beim Betteln hatte, wird er es immer wieder tun, auch wenn er gelegentlich leer ausgeht. Die Vielfalt an Essensgerüchen in einem Restaurant versetzt einen Bettelhund in Stress, denn er hat nichts anderes mehr im Kopf als seine Strategie, wie er an die Köstlichkeiten kommen kann. In vielen Hotels und Restaurants sind Hunde im Speisesaal verboten. Zum einen, weil sich Gäste gestört fühlen, aber auch, weil es unhygienisch ist, wenn Hunde kopfschüttelnd am Büfett vorbei laufen und der Speichel in alle Richtungen spritzt. Iiiiih, das ist nicht so lecker für uns Menschen.

Episode 38 aus dem Video-Kompaktkurs: „Mensch, frag mich doch einfach“ von Tierpsychologin Nina Sauer

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