Dackeline Chantal erklärt:

Das mit dem Lampenschirm und dem Stofftier kann ich dir erklären. Ich habe schon einige Stofftierchen zu Tode geschüttelt und unserer Tischlampe gingen durch mich die Lichter aus. Es ist mir egal, was ich zu greifen bekomme. Wenn ich meinen Jagdinstinkt nicht ausleben kann und schon lange nicht mehr in einem Fuchsbau war, dann suche ich mir ein anderes Opfer. Ich schnappe mir auch gern die Pantoffeln meines Herrchens und schüttle dann meinen Kopf wie ein Headbanger wild hin und her. Manchmal fange ich eine imaginäre Maus. Ich jage sie durch die Wohnung, packe sie, schlucke sie runter und lege mich zufrieden hin. Kann ja nichts daran ändern, dass es keine echten Mäuse in unserem Haus gibt. Aber so verrückt wie Bruno bin ich noch nicht. Er buddelt Löcher und tut so, als ob er einen Knochen vergraben würde. Dann schaufelt er ordentlich Luft auf den nicht vorhandenen Knochen, drückt mit der Schnauze drauf und fertig ist sein Versteck.

Königspudel Einstein sagt:

Ach, es muss gar nicht zwingend der Besen sein, den ich begatte. Kürzlich hat mich mein Herrchen Max erwischt, als ich mit voller Inbrunst den Blumentopf bearbeitete. Ein Putzlappen oder ein Tischbein tun es auch. Das passiert schon mal, wenn ich über längere Zeit meinen Sextrieb nicht ausleben und noch nicht einmal den lockenden Geruch einer läufigen Hündin schnüffeln konnte. Ich muss mich abreagieren, sonst zerreißt es mich und meine Spermien fressen sich gegenseitig auf …

Nina Sauer ergänzt:

Der österreichische Zoologe, Nobelpreisträger und Verhaltensforscher Konrad Lorenz prägte den Begriff der Leerlaufhandlung. Nach seiner Instinkttheorie führt das Tier eine normalerweise sinnvolle Instinkthandlung „im Leerlauf“ aus – zum Beispiel nicht vorhandene Mäuse jagen wie Chantal – , wenn sein Trieb es überkommt und/oder der spezifische Reiz – das kann eine läufige Hündin sein – zu lange ausgeblieben ist. Eine andere Verhaltensweise, die teilweise als Leerlaufhandlung gezeigt wird, ist das Zurechtrücken von imaginären Decken zum Bau eines Schlafplatzes auf nacktem Boden.

Episode 26 aus dem Video-Kompaktkurs: „Mensch, frag mich doch einfach“ von Tierpsychologin Nina Sauer

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