Beauceron-Lady Mrs Buddy sagt:

Diese Frage werde ich in die große Runde der Clubhunde werfen, denn dafür gibt es mehrere Gründe. Aber eins kann ich schon mal sagen: Das Herumwälzen ist ein hundsnormales Wohlfühlverhalten. Es macht Laune. In der Frage steckt ein Fehler. Für uns riechen Tierkadaver und Misthaufen vorzüglich. Genauso wie Kot und Urin. Wir finden das nicht eklig. Ein Großteil unseres hündischen Botschaftssystems ist sogar auf diese Ausscheidungen ausgerichtet. Wenn wir daran nicht mehr schnüffeln können, ist das so, wie wenn du nicht mehr auf Facebook, Instagram oder TikTok posten dürftest und WhatsApp und Twitter verboten wären.

Manchmal kugle ich mich auch im frisch mit Mist gedüngten Gras, wenn ich Juckreiz habe. Das Kratzen an bestimmten Stellen erfordert schon etwas Akrobatik. Wälzen ist effektiver und wirkt sofort.

Als Bruno aus dem Tierheim kam, wälzte er sich bei jedem Spaziergang mindestens 20-mal im Gras. Das ist exzessiv und nicht mehr normal. Parasiten können ein Auslöser hierfür sein, die zwicken ganz schön im Fell. Aber das war bei Bruno nicht der Fall. Eher der ganze Stress nach dem Umzug ins neue Zuhause. Nun ist Valina an der Reihe. Ich habe dir ja schon vier Gründe verraten.

Labrador-Vizsla-Dame Valina mischt sich ein:

Ich stehe besonders auf tote Fische, die am Strand rumliegen. Sich darin zu wälzen ist ein Orgasmus für die Nase. Wir Hunde sind Makrosomatiker. Wir können etwa 44-mal so gut riechen wie ihr und Millionen von Düften auseinanderhalten. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Botschaften die Fische und ihre verwesten Körper hinterlassen. Und oft ist sogar noch etwas Essbares dabei. Yummy, ein toter Fisch, ist der Inbegriff der Haute Cuisine für Hunde.

Chantal ergänzt:

Wenn du mich als Jagdhund fragst, warum ich mich gern in Aas und Dreck suhle, ist die Antwort klar: Tarnung, um meine potenzielle Beute zu irritieren. Der Fuchs riecht nicht mich zuerst, sondern Kot und Kadaver. Das kennt er, davor muss er weder Angst haben noch weglaufen. Klar fliegt meine Tarnung irgendwann auf, aber ich komme ein ganzes Stück näher an meine Beute ran. Meine Jagderfolgschancen erhöhen sich exponentiell. Wildhunde machen das auch so. Sie wälzen sich beispielsweise in Antilopenaas. Lebende Antilopen sind mit ihrem eigenen Ausscheidungsgeruch vertraut und hegen zunächst keinen Verdacht.

Königspudel Einstein und das Naturdeo:

Für mich ist das Wälzen im Misthaufen oder in der Gülle auf dem Feld das Größte. Mit diesem Parfum kann ich der Damenwelt so richtig imponieren. Ich habe ständig Sex im Kopf und möchte meine fantastischen Gene, meinen Mut und meine liebenswürdige Art weitergeben. Wenn die Damenwelt riecht, dass ich ein guter Versorger bin, weil ich nach Tierresten – sprich essbarer Beute – rieche, können die mir doch gar nicht widerstehen. Hals- und Nackenpartie, meine Wangen und der Rutenansatz werden besonders stark parfümiert. Ich hoffe, deine Lippen sind versiegelt und du verrätst das nicht anderen Rüden. Das sind meine erogenen Zonen und Wunderwaffen. Außerdem liegt Naturdeo total im Hundetrend.

Ich muss euch jetzt mal den dämlichsten Grund nennen, den ich je gehört habe. Ein Wissenschaftler hat behauptet, wir würden uns in die für euch abscheulichen Gerüche hüllen, um Parasiten abzuschrecken. Ich weiß nicht, was der studiert hat. Jedenfalls musst du nur mal schauen, was sich so alles in einem Komposthaufen befindet und wer auf Kot, Pfützen und Kadaver steht. Würmer, Mücken und andere Insekten feiern ein Freudenfest in deinem Komposthaufen. Sie würden sich durch unser Hundedeo eher angezogen als abgestoßen fühlen, oder nicht?

Episode 130 aus dem Video-Kompaktkurs: „Mensch, frag mich doch einfach“ von Tierpsychologin Nina Sauer

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